Fragen des Kinder- und Jugendbeirates zur Kommunalwahl 2016

Der Kinder- und Jugendbeirat hat zur Kommunalwahl am 6. März an alle Kelsterbacher Parteien einen Fragebogen geschickt. Hier sind die Antworten von Thorsten Riesner von der WIK.

1. Wie stellt sich die kritische Situation in der Flüchtlingslage für Sie dar, was kann man auf kommunaler Ebene zur Entschärfung beitragen?

Antwort: Welche kritische Situation ist gemeint? Die Situation in Deutschland und auch speziell in Kelsterbach empfinde ich eher als ermutigend und überraschend positiv. Dass so viele Bürger aktiv für eine offene Gesellschaft eintreten, war vor 25 Jahren noch nicht zu erwarten. Wie die Verwaltungen mit großer Unterstützung von Ehrenamtlichen und sozialen Diensten die für sie relativ hohe Anzahl an Menschen in relativer kurzer Zeit menschenwürdig empfangen und untergebracht haben, ist bemerkenswert. Die wirklich kritischen Situationen stehen die Menschen durch, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie riskieren auf dem langen Weg zu uns ihr Leben und viel zu viele verlieren es dabei. Oder sie ruinieren ihre Gesundheit. Viele tun dies übrigens für ein besseres Leben ihrer Kinder. Wirkliche Hilfe würde nur eine Bekämpfung der Fluchtursachen bringen. Hierzu kann Kommunalpolitik wenig beitragen. Wir können nur helfen, die Folgen für die Geflüchteten etwas zu mindern. Stellt euch darauf ein, dass sich dies in den kommenden Jahrzehnten nicht groß ändern wird. Die Fluchtbewegungen werden nicht plötzlich aufhören, sie werden Teil eures Lebens sein und mehr noch als heute Normalität werden.

2. Was geschieht, wenn Sporthallen in Kelsterbach mit Flüchtlingen belegt werden (Schul- und Vereinssport)?

Antwort: Falls dies geschieht, dann kann in diesen Hallen für diese Zeit kein Schul- und Vereinssport stattfinden. Der müsste dann ausweichen. Sport ist auch unter freiem Himmel möglich, dazu braucht es keine große Phantasie. Ob es in Kelsterbach dazu kommt, ist meines Wissens nach überhaupt noch nicht entschieden. Solche Gerüchte als Tatsache hinzustellen sind Teil der Panikmache von gewissen Leuten. Lasst euch als Kinder- und Jugendbeirat oder persönlich nicht vor diesen Karren spannen. Wenn in Deutschland in den vergangenen Monaten Sporthallen belegt wurden, dann war das immer nur für eine vergleichsweise kurze Zeit der Fall. Sporthallen sind schließlich nicht ideal als Flüchtlingsunterkunft und immer nur eine der letzten Möglichkeiten. Vor dem Hintergrund eurer Frage eine Gegenfrage von mir. Was ist wichtiger? Dass Kinder und Jugendliche in Deutschland ungestört ihrem Sportaktivitäten nachgehen können, oder dass Menschen auf der Flucht ein Dach über dem Kopf haben und ihre elementarsten Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen einigermaßen befriedigen können? Vor dieser Grundfrage steht die Verwaltung und die Gesellschaft immer, bevor eine Sporthalle belegt wird. Und sie werden sich hoffentlich immer für die zweite Variante entscheiden.

3. Wie werden Flüchtlingskinder in Kelsterbach in ihren Augen am besten integriert?

Antwort: Wichtig für die Integration ist das Erlernen der deutschen Sprache und der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Geflüchtete Kinder werden am besten integriert, indem sie möglichst schnell mit Gleichaltrigen in die Kita oder in die Schule gehen. So, wie es derzeit in Kelsterbach auch gemacht wird. Sie haben es in dieser Beziehung viel besser, als ihre Eltern oder die erwachsenen Flüchtlinge, die diese Chance nicht haben. Der Kinder- und Jugendbeirat soll die Interessen der Jugendlichen und Kinder in Kelsterbach vertreten. Habt ihr schon mal überlegt, ob ihr in dieser Beziehung tätig werden könntet oder habt ihr sogar schon Kontakte außerhalb der Schule aufgenommen?

4. Werden wegen der Flüchtlingssituation Haushaltsmittel gekürzt? Wenn ja wo?

Antwort: Eine diesbezügliche Kürzung der Haushaltsmittel ist mir nicht bekannt. Weder in Kelsterbach, im Kreis Groß-Gerau, dem Land Hessen oder der Bundesrepublik. Das notwendige Geld wurde und wird vergleichsweise zügig und unbürokratisch zur Verfügung gestellt.

5. Was denken Sie über den Kinder- und Jugendbeirat?

Antwort: Der Kinder- und Jugendbeirat ist ein beratendes Gremium, das immer mal einen gewissen Zeitraum sehr aktiv ist, um dann danach in völliger Inaktivität und Bedeutungslosigkeit zu versinken. Vermutlich liegt dies daran, dass der KJB letztlich nichts zu entscheiden hat, aber am Anfang immer mit großen Plänen an die Kommunalpolitik herantritt. Der KJB muss permanent aufpassen, nicht von den bestimmenden und handelnden Personen in Kelsterbach vereinnahmt zu werden. Mit Wohltaten für Kinder und Jugendliche möchte sich jeder schmücken, auch und besonders in einer Stadt wie Kelsterbach, in der sich ständig beschwert wird, dass es angeblich keine Angebote für Kinder und Jugendliche gibt. T-Shirts sind schnell gekauft und bedruckt, lasst euch davon nicht beeindrucken. Wir würden gerne mehr von Euch hören und uns wünschen, dass Ihr Euch mit Euren Ideen und Vorschlägen auch direkt an uns wendet.

6. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit dem KJB vor?

Antwort: Ich möchte nicht in den Verdacht kommen, so zu handeln, wie unter Punkt 5 beschrieben. Ein Kontakt wäre auf einer Fraktionssitzung möglich oder in einem kleineren Kreis. Wir können uns Wünsche anhören und unsere Kommentare und Ratschläge dazu geben. Wir sind aber nicht die Wünscheerfüller, u.a. schon deshalb, weil wir keine Mehrheit in Kelsterbach hinter uns haben.

7. Haben Sie sich schon mit kinder- und jugendrelevanten Themen befasst?

Antwort: Wie andere Mitstreiter bei der WIK auch, habe ich selbst zwei Kinder, die eventuell noch als Jugendliche bezeichnet werden könnten. Außerdem bin ich in einem Ausschuss, der sich mit Schul- und Jugendthemen befasst. Wobei dort natürlich mehr die Sicht aus der Verwaltung thematisiert wird. Wir waren aktiv in der Arbeitsgruppe „Lebenssituation von Jugendlichen“ zum Integrationskonzept. Da ging es um Themen, die alle Jugendlichen in Kelsterbach betreffen. In unser Wahlprogramm haben wir auch ein paar Dinge davon aufgenommen, z.B. dass bei Planungen die Bedürfnisse der Jugendlichen besser berücksichtigt werden.

8. Wie sehen ihre Pläne zu Angeboten für Kinder und Jugendliche in der neuen Stadtmitte aus?

Antwort: Es gibt keine Pläne zu Angeboten für Kinder und Jugendliche in der Stadtmitte. Was hättet ihr denn eingeplant? Die WIK hat sich für einen öffentlichen, urbanen Platz zwischen dem Neubau und dem Rathaus eingesetzt. Dort wären „Angebote“ möglich gewesen. Sie konnte sich aber in der Stadtverordnetenversammlung damit nicht durchsetzen. Die meisten anderen Fraktionen fanden einen Parkplatz an dieser Stelle besser.

9. Im Wahlprogramm der CDU wird ein Umzug des Jugendzentrums in ’s Spiel gebracht. Wie stehen Sie dazu, wo wäre ein geeigneter Alternativstandort? Wie sähe ein Zeitplan und die Finanzierung aus?

Antwort: Der Umzug des Jugendzentrums wurde vor vielen Jahren schon von Bürgermeister Ockel ins Gespräch gebracht. Seitdem ist wenig geschehen. Was die CDU treibt, dieses Thema jetzt wieder zu bringen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Alternativstandort ist mir nicht bekannt. Dieser müsste von Verwaltungsseite benannt werden. Wir fänden es gut, wenn das Jugendzentrum an einer zentralen Stelle gelegen wäre. Ein Zeitplan, wenn es denn einen gäbe, würde so aussehen, dass die meisten derzeitigen Mitglieder des KJB einen Umzug nicht mehr als Jugendliche erleben würden. Es ist derzeit kein konkreter Ort benannt, also kann es auch keinen Entwurfsplan geben. Dieser müsste mit der Kommunalpolitik und eventuell mit euch abgestimmt werden. Je nachdem wie die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl sind, wird die WIK einbezogen oder nicht. Erst wenn alles klar und festgelegt ist, könnten finanzielle Mittel eingeplant werden. Wenn das Geld trotz der leeren Kassen in Kelsterbach genehmigt ist (dies ist sicherlich auch von der Größenordnung abhängig), wird irgendwann mit dem Umbau begonnen. Vorsichtig geschätzt würde ich vermuten, dass dann im nächsten Jahrzehnt, also nach 2020 ein Umzug stattfinden könnte.

Thorsten Riesner für die Wählerinitiative Kelsterbach
(Mitglied im Ausschuss für Jugend, Schule und Soziales)