Redebeitrag zum Antrag „Luftqualität verbessern : Luftfilter für Schulen und KITAs“

Sehr geehrte Anwesende,

Bevor ich zu meinem eigentlichen Redebeitrag komme muss ich erst noch eine Nachricht verdauen, die ich vor einigen Minuten bekommen habe. Eine dritte Klasse der Karl-Treutel-Schule wurde geschlossen in Quarantäne geschickt. Ich hoffe dass keine Kinder infiziert wurden und wünsche dem erkrankten Erwachsenen eine schnelle und vor allem vollständige Genesung.

Zu unserem Antrag:

Wir beantragen, dass der Magistrat beauftragt wird, in Abstimmung mit den Schulen je nach vorhandener Ausstattung der Schule unverzüglich den Einsatz mobiler Luftfilter zu ermöglichen bzw. die vorhandene Belüftungstechnik um Filter zu erweitern. Dies soll ebenso in den KiTas erfolgen.

Als wir vor einigen Wochen diesen Antrag eingereicht haben, lag die 7-Tage-lnzidenz im Kreis Groß-Gerau bei 100. Mittlerweile liegen wir bei 200. Auch bei den Kindern greift Corona immer weiter um sich, aus immer mehr Schulen im Kreis werden Infektionen gemeldet. „Kinder werden nicht infiziert“ hat sich als Wunschdenken herausgestellt. Auch, dass Kinder nicht erkranken, entpuppt sich als zunehmend Falsch, vielmehr ist über die Langzeitauswirkungen der Erkrankung, selbst wenn sie milde verläuft, kaum etwas bekannt.

Bei der Sitzung im Haupt- und Finanzausschuss wurde uns von der SPD vorgeworfen, unser Antrag wäre Aktionismus. Sehr geehrte Damen und Herren, wann wenn nicht jetzt ist es Zeit in Aktion zu treten? Wir befinden uns mitten in einem Lockdown. In den Krankenhäusern wird die Lage von Tag zu Tag kritischer. Immer mehr Menschen liegen auf den Intensivstationen, müssen beatmet werden und sterben. Längst kann nicht mehr jeder auf das Virus getestet werden, da die Kapazitäten ausgeschöpft sind. Und da wirft man uns Aktionismus vor!

Ich könnte jetzt eine Liste von Kommunen vorlesen, in denen die SPD selbst Anträge auf Luftfilter in Schulen gestellt hat. Aber das würde hier den Rahmen vollends sprengen. Deshalb zitiere ich kurz den Gesundheitsexperten der SPD, Dr. Karl Lauterbach. Er kritisiert den völlig uneinheitlichen Umgang mit nachgewiesenen Infektionen: „Mal werden nur einzelne Schüler und vielleicht noch deren Banknachbarn in Quarantäne geschickt, mal eine ganze Klasse, mal werden alle getestet, mal nicht. Das ist eine absolut unbefriedigende Situation.“
Lauterbach macht sich dafür stark, Klassenräume mit Luftfiltergeräten auszustatten. Ich maße mir nicht an, kompetenter als Dr. Lauterbach zu sein.

Es ist mir unbegreiflich, wieso nicht alle Mittel und Möglichkeiten ergriffen werden, welche uns die Wissenschaft zur Verfügung stellt um unsere Kinder zu schützen! Kelsterbach steht finanziell gut da. Wir können uns diese Schutzmaßnahme leisten. Sie kommt schließlich nicht nur den Kindern zu gute sondern auch ihren Familien.

Bevor nun jemand sagt, dass ja alle 20 Minuten gelüftet wird: Ist in einem Klassenraum eine Person infektiös, wird diese trotz Lüftens und Abstandhaltens statistisch gesehen eine weitere Person infizieren – pro Stunde! Ich hoffe sehr, dass die Statistik in Bezug auf die KTS falsch liegt. Dieses Risiko, kann mit Luftfiltern drastisch reduziert werden.

Eine Studie der Goethe-Universität aus Frankfurt bestätigte, dass durch den Einsatz handelsüblicher Luftfilter die Belastung mit Aerosolen in Schulklassen um bis zu 90 Prozent gesenkt werden kann. Wir reden hier nicht von Geräten die mehrere Tausend Euro kosten und von Spezialisten gewartet werden müssen. Wir reden von Geräten mit einem Stückpreis von unter 500 Euro.

Aber selbst wenn sie keine Geräte kaufen wollen und sich sorgen wegen möglicher Wartung und Reinigung machen: Es gibt Mietangebote die liegen in der Größenordnung von fünf Euro pro Kind im Monat. All-Inclusive.

Hinzu kommt, dass Seitens von Bund und Land Fördermittel zur Verfügung stehen. Der Bund stellt Gelder zur Verfügung, um bestehende Luftfilteranlagen derart zu erweitern, dass diese Aerosole aus der Atemluft entfernen können. Das Land Hessen stellt hierzu Finanzmittel in Höhe von bis zu zehn Millionen zur Verfügung.

Kelsterbach kann mehr, verehrte Damen und Herren. Der Schutz der Gesundheit unserer Kinder und Familien sollte es wert sein, hier ein paar Euro in die Hand zu nehmen.

Abstimmung:

Der Antrag wurde von SPD und CDU abgelehnt, bei der CDU gab es zwei Enthaltungen.