„Ja-aber“ zum Neubau der Karl-Treutel-Schule

Am 24. Juni wurde in der Stadtverordnetenversammlung über eine Änderung des Bebauungsplans für den Länger Weg 2+3 abgestimmt, bei der es um den Neubau der Karl-Treutel-Schule ging. Es ist allerhöchste Zeit, dass er in die Tat umgesetzt wird. Das bestehende Gebäude platzt aus allen Nähten und Jahr für Jahr werden neue Container angeschafft, um irgendwie die Situation in den Griff zu bekommen. Doppelbelegungen der Sporthalle und Sport auf dem Pausenhof gehören zur traurigen Realität.

Ich habe der Änderung zugestimmt, habe aber an der Begründung zum Bebauungsplan einiges auszusetzen. In ihr heisst es zum Beispiel, mit dem Neubau würde eine Fünfzügigkeit erreicht. Die Karl-Treutel-Schule ist nach den Sommerferien bereits eine fünfzügige Schule. Als Verbesserung wird also in vielen Jahren erreicht, dass der Unterricht nicht mehr in Containern stattfindet. Wobei der Containerbau von heute eine sehr solide Qualität abliefert, die sicherlich auch über dem Niveau des ein oder anderen Altbaus liegt. Vielleicht kann auch das pädogische Konzept der KTS in einem neuen Gebäude besser umgesetzt werden. Aber ob und wie so ein Konzept umgesetzt wird, liegt in erster Linie an den Lehrkräften.

Weiter steht in der Begründung, dass 150 Hortplätze vorgesehen würden. Bereits heute sind 200 Kinder im Hort der KTS. Bürgermeister Ockel erklärte, hier würde für den Neubau bereits anders geplant werden. Wieso findet sich das nicht in den Unterlagen wieder?

Planungsziele

Und dann gibt es noch „etwas“, das von manchen in der Stadtverordnetenversammlung als Formalie abgetan wird. In der Sachdarstellung zum Antrag werden Ziele der Planung aufgeführt. Dort wird als erstes Ziel „Die Errichtung eines neuen Grundschulstandortes in direkter Nähe der bestehenden Integrierten Gesamtschule.“ genannt. Auf genau der Fläche, die im ursprünglichen Bebauungsplan als Grünfläche vorgesehen war. Jetzt kann ich als Vater zweier Kinder nicht wirklich gut gegen „Kinderlärm“ argumentieren. Aber ich kann schon sehr gut verstehen, dass sich da bei den Anwohner einiges an Unmut regt. Dem man nun versucht, mit ein paar kleinen Änderungen hier und da abzuhelfen. An der Tatsache, dass statt einer Grünfläche eine Schule gebaut wird, ändert das nicht viel.

Zweites Ziel ist „Neubau der Karl-Treutel-Schule und Erweiterung der Kapazitäten auf eine 5-Zügigkeit.“. Das Ziel der Fünf-Zügigkeit ist bereits heute erreicht. Dafür bräuchte man den Neubau also auch nicht.

Drittes Ziel ist die „Sicherung des Angebotes an Grundschulplätzen in der Stadt Kelsterbach.“. Das Angebot an Grundschulplätzen ist mit dem bestehenden Schulkomplex bereits gesichert.

Viertes Ziel ist die „Zusammenführung der Grund- und Gesamtschulstandorte zu einem Schulcampus.“ Durch den Neubau der KTS neben der IGS wird aber kein „Schulcampus“ entstehen. Ganz im Gegenteil wird sehr darauf geachtet, die Lernenden der IGS und der KTS von einander zu trennen. Welche Vorteile es bieten soll, dass die KTS dann neben der IGS liegt, ist mir schleierhaft. Ganz im Gegenteil wird ja schon überlegt mit welchen Maßnahmen man dafür sorgen kann, dass zeitgleich eintrudelnde Elterntaxis kein Verkehrschaos verursachen.

Wie teuer wird der Neubau?

Als über „Neubau oder Umbau“ entschieden wurde, wurden den Stadtverordneten Zahlen vorgelegt die zeigen sollten, dass der Neubau die wirtschaftlichere Alternative sein. Dabei wurden die Kosten für den Bau einer neuen Sporthalle nicht berücksichtigt. Ebensowenig Kosten für die Erweiterung des Sport- und Wellness-Bads die anstehen, sobald das Lehrschwimmbecken nicht mehr genutzt wird. Sicherlich wäre eine Modernisierung der KTS im laufenden Betrieb schwierig geworden. Aber finanziell vermutlich die günstigere Lösung.

Ich hoffe, dass die Schule nicht bereits zu klein ist, wenn sie in Betrieb genommen wird. Voriges Jahr musste der Bedarf an Kindergartenplätzen deutlich nach oben korrigiert werden – diese Kinder kommen in wenigen Jahren in die Schule!

Christian Hufgard

P.S. Eine Sache gibt es noch, die man auch nicht vergessen darf: Bei der Erschliessung des Gebiets wurden den Eigentümern 40% Fläche als Erschliessungsumlage abgezogen. Mit der Begründung, dass man viel Begrünung wolle, um ein hochwertiges Wohngebiet zu schaffen. Ich bin gespannt, was mit der Fläche der alten Schule in einigen Jahren passieren wird. Ein Park wird da bestimmt nicht hinkommen – aber ein Investor hat da bestimmt Gefallen dran. Und dem Stadtsäckel würden ein paar Millionen Einnahmen auch gut tun. Unsere freiwilligen Leistungen sind ziemlich, ziemlich hoch. Aber das ist ein anderes Thema…