Die Planung der Innenstadt geht weiter. Die Kelsterbacher SPD läuft den Investoren hinterher. Von „Stadtentwicklung“ kann aber keine Rede sein.
Jahrzehntelang steht nun die SPD in Kelsterbach in der Regierungsverantwortung. Ebenso lange hat die SPD es versäumt die Kelsterbacher Innenstadt zu entwickeln. Der Sandhügelplatz war viele Jahre eine Brachfläche und die Pläne zum Umbau der Unterführung sind mittlerweile 15 Jahre alt. Das Bahnhofsumfeld und der Zustand der Friedrichshöhe sprechen Bände.
Zwar ist mittlerweile der Sandhügelplatz bebaut, aber die Kritik daran reißt nicht ab. Das Gebäude ist und bleibt ein übergroßer Fremdkörper, der vom Platz aus gesehen vielleicht noch ansprechend wirkt. Die drei anderen Seiten des Baus haben hingegen den Charme eines Hinterhofs. Für den Investor ergibt sich eine Traumrendite – die Stadtbevölkerung schaut in die Röhre.
Der Platz selbst hat keine Aufenthaltsqualität. Bemängelt werden die grauen Flächen, die chaotische Verkehrssituation, das Fehlen von Grün, die fehlende Pflege und die lieblose Gestaltung. Auch wenn Supermarkt, Bäcker und Sparkasse von den Menschen genutzt werden, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich nur wenige länger dort aufhalten als unbedingt nötig.
An der Selbstzufriedenheit der SPD perlt all das ab. Man habe immer alles richtig gemacht. In deren Augen sind die Kritiker ahnungslos und undankbar. Die Verkehrssituation sei deswegen so, weil sich die Menschen falsch verhalten. Nun soll Tempo 20 und ein Blitzer die Lage retten.
Die Vorschläge der WIK hingegen wurden alle abgelehnt: Einrichtung von Zebrastreifen – abgelehnt; Erhalt der großen Bäume – abgelehnt; Parken in der Tiefgarage statt auf dem Platz – abgelehnt.
Neuer Bebauungsplan für die Innenstadt
Nun geht es weiter. Die Stadtverordnetenversammlung brachte mit den Stimmen von SPD und CDU einen neuen Bebauungsplan für die Kelsterbacher Innenstadt auf den Weg. Die Städtebaulichen Entwicklungsziele per Baurecht abzusichern ist ein guter Gedanke. Doch die schmale Vorlage sagt hierzu nur wenig aus.
Es ist vorgesehen den Bereich als „Kerngebiet“ auszuweisen. Damit dürfen deutlich mehr Flächen versiegelt und höher gebaut werden als bisher. Die Grundstücke werden mit einem Schlag wertvoller. Die entscheidende Frage ist: Wer kommt nun in den Genuss einer Wertsteigerung und wer nicht?
Zur Begründung der städtebaulichen Entwicklung wird das Einzelhandelskonzept 2014 herangezogen. Darin ist der „zentrale Versorgungsbereich“ der Stadt definiert. Der nun vorgelegte Bebauungsplanentwurf betrifft im Gegensatz dazu ein viel kleineres, scharf abgegrenztes Gebiet. Warum ein Teil der Grundstücke ausgespart bleibt, darauf bekamen wir vom Bürgermeister keine befriedigende Antwort.
Es entsteht der Eindruck, dass nur bestimmte Grundstückseigentümer vom Bebauungsplan profitieren werden. Darunter ist der Investor des Sandhügelplatzes, von dem es heißt er habe bereits Flächen in der Nachbarschaft erworben.
Auch sonst sagt der Entwurf zur Stadtentwicklung wenig aus. Es sollen Gewerbe und Wohnungen entstehen. Vier Geschosse plus Staffelgeschoss. Aber kein Wort zu sozialem und bezahlbarem Wohnraum. Kein Wort zum Klimaschutz. Keine Angaben zu Grünflächen oder Abstandsflächen zur bisherigen Bebauung. Auch zur Gestaltung des öffentlichen Raumes nichts Neues. Es wird auf die 15 Jahre alten Pläne zum Umbau der Stadtmitte verwiesen.
Unser Fazit. Hier wird gar nichts entwickelt – bis ein Investor anklopft. Und dann rollen wir ihm den roten Teppich aus. Natürlich kann es keine Stadtentwicklung ohne private Investitionen geben. Aber es ist müßig zu erwähnen, dass das private Renditeinteresse eben nicht mit dem Gemeinschaftsinteresse übereinstimmt. Hier ist also noch einiges nachzuholen, auch wenn SPD und CDU das im Moment nicht einsehen wollen.