Schöner wird’s nicht

Die Lärmschutzwände an der Bahn werden jetzt gebaut. Wie es jetzt und künftig aussehen wird hat seine Gründe. Ein Rückblick.

Der Bau der Lärmwände wird ermöglicht und finanziert durch ein Programm der Bundesregierung. Als das Programm „Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes“ im Jahr 1999 aufgelegt wurde, setzte die Bahn durch, dass sie selbst die Maßnahmen plant und umsetzt. Statt der Kommunen, die für den Lärmschutz im eigenen Interesse sicherlich anders vorgegangen wären, behielt die Deutsche Bahn das Heft in der Hand.

Als vor über vier Jahren die ersten Pläne für Lärmschutzwände in Kelsterbach bekannt wurden, wunderten wir von der WIK uns zunächst darüber, dass der zuständige Ansprechpartner im Rathaus für das Projekt die „Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit“ war. Wir waren ganz naiv davon ausgegangen, dass bei einer 4,5 Millionen Euro-Maßnahme, die zudem das Ortsbild einschneidend verändert, sich sofort eine Projektgruppe, bestehend aus Fachabteilungen und dem Bauamt zusammengefunden hätte. Diese würde sich intensiv um die Belange aus Sicht der Stadt Kelsterbach kümmern und versuchen maximalen Einfluss und bestmöglichen Lärmschutz für die Bürger*innen herauszuholen. Nichts dergleichen geschah.

Die Wählerinitiative versuchte über das Stadtparlament Einfluss zu nehmen und brachte im Sommer 2014 einen Antrag ein, der die Stadtverwaltung und Bürgermeister Ockel (SPD) dazu bringen sollte sich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen. Kernpunkt des Antrags war, die Bürgerinnen und Bürger, sowie die politischen Gremien in den Planungsprozess miteinzubeziehen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Zeller sagte damals: „Ihr Antrag ist überflüssig“. Entsprechend wurde er mit Mehrheit der SPD abgelehnt.

Bürgermeister Ockel beharrte indessen mehrfach gegenüber der Bahn darauf, dass die Stadt sich die Farbe der über drei Kilometer langen Lärmwände aussuchen dürfe. Eine Forderung, die keine war, denn die Wahlmöglichkeit der Farbgebung war von der Deutschen Bahn von vorneherein zugesichert worden. So beschränkte sich die städtische Einflussnahme auf die Farbwahl. Aber auch in diesem Punkt wollte niemand für irgendetwas geradestehen. So wurde eine externe Beraterfirma für 11.500 Euro beauftragt, die in einem Gutachten feststellte, dass die Farbe Kelsterbachs „blau“ ist.

So bekommen wir also blaue Lärmwände. Das passt, wenn man sich erinnert wie „blauäugig“ dieses Thema mit der Bahn abgehandelt  wurde. Die Graffiti-Künstler*innen stört’s wohl kaum. Da es versäumt wurde, in die Planung einzugreifen, wird auch an vielen Stellen der Platz für eine Begrünung nicht ausreichen.

Apropos Begrünung, das ist eine Frage, um die sich auch niemand zu kümmern scheint. Zu unseren Nachfragen im Bauausschuss erhielten wir nur ausweichende Antworten. Genauso wenig gibt es Reaktionen auf unser Nachhaken, warum im Bereich des Bahnhofs durchsichtige Fensterelemente ausgerechnet vor den Mülltonnen des Stadtcafés platziert wurden.

Ob am Ende der Lärmschutz erreicht wird, der uns damals versprochen wurde (und woran es erhebliche Zweifel gibt), steht noch in den Sternen. Vielleicht hätte man auch hier zur Zeit der Planung genauer hinschauen müssen. So bleibt unser Fazit: wir haben’s kommen sehen, aber die politische Mehrheit wollte es anders. Leider.