Es ist für uns absolut unverständlich, dass nach zwei Radverkehrskonzepten, ausführlichen Stellungnahmen und seit Jahren gültigen Richtlinien in Kelsterbach die von der Verwaltung beauftragten Planungsspezialisten eine solche Arbeit abliefern durften.
Die WIK gab am 04.11.2017 den Mitgliedern des Ausschusses Bauen, Planen, Umweltschutz, dem Fahrradbeauftragte und dem Magistrat eine Stellungnahme zur Planung des neuen Kreisels zur Kenntnis.
Im Dezember 2017 gab der ADFC Kreis-Groß Gerau eine Stellungnahme zum dem Vorhaben ab.
In beiden Stellungnahmen ging es darum, dass die Bedingungen für die Radfahrer verbessert werden und vor allem die einschlägigen Richtlinien eingehalten werden (ERA 2010 – Empfehlungen für Radverkehrsanlagen).
Trotz der Vorlage der beiden Stellungnahmen wurden nur einige wenige Anregungen der ADFC-Stellungnahme umgesetzt.
Die WIK hatte auf der südlichen Ringstraße Radfahrstreifen (1,85 m Breite) gefordert, statt nur Schutzstreifen (1,50 m Breite). Der ADFC stand dem positiv gegenüber. Ein breiterer Radfahrstreifen wäre ein Ausgangspunkt für einen sicheren und attraktiven Radweg auf der Südlichen Ringstraße gewesen. Alltagsfahrer hätten dann diese Verbindung nutzen können – es hätte weniger Konflikte auf dem parallel verlaufenden gemeinsamen Fuß- und Radweg gegeben.
Der Radfahrstreifen wurde leider nicht umgesetzt. So entsteht auf der Südlichen Ringstraße keine attraktive Radwegeverbindung.
Schlimmer noch: der Schutzstreifen ist statt der Mindestbreite von 1,25 m (ERA 2010, 3.2) nur ca.0,95 m breit. Der Randstreifen ist größtenteils in einem sehr schlechten Zustand und daher nicht nutzbar (ERA 2010, S. 23)
Die verbliebene Fahrbahnbreite beträgt teils nur 5,15 m
Damit Radfahrer regelkonform (also mit einem Abstand von 1,50 m überholt werden können, muss eine Fahrbahn mit Mittellinie mindestens 5,50 m breit sein. (2 x 2,75 m, ERA 2010, S.22)
Die Fahrbahn auf der Südlichen Ringstraße wurde im Zuge des Umbaus derart zurückgebaut, dass die Anlage eines regelkonformen Radschutzstreifens überhaupt nicht mehr möglich ist. Den Planern muss das von vorneherein bewusst gewesen sein. Für uns als außenstehende Beobachter wurde das Dilemma erst sichtbar, nachdem im April 2020 die Fahrbahnmarkierungen aufgebracht wurden.
Die WIK und ADFC hatten bemängelt, dass die Kreiseleinfahrten für Radfahrer falsch geplant sind. Die Rad-Schutzstreifen müssen rechtzeitig vor der verengten Kreiseleinfahrt enden, damit ein Überholen des Radverkehrs in der Zufahrt unterbunden wird.
Dieser Fehler wurde bereits in der „Neuen Stadtmitte“ an der Ausfahrt vom Tunnel gemacht. Behelfsmäßig musste dort die Markierung wieder abgefräst werden.
An der Kreiselzufahrt vom Taubengrund kommend ist die Fahrbahn wiederum so schmal (2,16 m), dass Radfahrer nicht mehr mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 m überholt werden können.
Auch hier hätte bereits während der Bauphase eine genügend breite Fahrbahn eingeplant werden können. Es ist unverständlich, warum das nicht geschehen ist.
Wir stellten dar, dass die Radverkehrsplanung rund um den Kreisel nur Stückwerk bleibt. Der Anschluss der Radwege an das bestehende Netz war damals schon offensichtlich unklar. Auch wurde vom ADFC bemängelt, warum in Richtung Nordosten die rechte Fahrspur schmaler ist, obwohl die ja tendenziell von breiten Fahrzeugen (LKWs etc.) genutzt wird – als die linke Fahrspur? Auch wurde vorgeschlagen, diesen Teil auf eine Fahrspur zu reduzieren, was mehr Gestaltungsmöglichkeiten gebracht hätte.
Der Schutzstreifen in diesem Bereich ist ebenfalls nur 0,95 m – 0,99 m breit. An der bemängelten Fahrbahnaufteilung wurde nichts geändert. Die Bereitschaft eine geeignete Radverkehrsführung zu schaffen ist gleich null.
Obwohl nun schon seit 14 Jahren (erstes Radverkehrskonzept) bekannt ist, dass der Straßenzug Südliche Ringstraße/Staudenring erhebliche Mängel aufweist, wurde seither keine einzige Maßnahme umgesetzt. Es gibt keine zusammenhängende Verbindung. Und nun auch keinen „Anschluss an die bestehende Wegeführung“. Der viel zu schmale und gefährliche Schutzstreifen endet im löchrigen Schotter.
Die Mörfelder Straße ab der Kreiselausfahrt In Richtung Stadtmitte hat keinen eigenen Radweg, bzw. Schutzstreifen mehr. Dennoch ist es eine wichtige Radverkehrsroute.
Es ist erforderlich, dass bereits ab hier Tempo 30 auf der Mörfelder Straße beginnt und nicht erst ab Höhe Gesamtschule.